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Fahrleitungsanlagen und technische Einrichtungen
elektrisch betriebene Linie (Obus-/Dieselbusbetrieb; bis 2008 auch Duo-Bus-Betrieb, ab 2016 auch Betrieb mit IMC©-Batterie-Obussen): 101 Lerchenäcker - Bhf. Esslingen - Mettingen - Obertürkheim und zurück Fahrzeugbedarf max. 6 Gelenk-Obusse (Mo-Sa: 5 Grundkurse) Fallweise wird an Schultagen der Frühverstärker Linie 101/115 von einem Batterie-Obus gefahren.
gelegentlich elektrisch betriebene Linie (Duo-Bus-Betrieb ab 09/1990, Obus-/Dieselbusbetrieb ab 11/1991) 118 Bhf. Esslingen - Zollberg und zurück Fahrzeugbedarf ab 17.05.2016: 1 Gelenk-Batterie-Trolleybus oder Gelenk-Dieselbus (seit 23.05.2023 ab ca. 19 Uhr Kleinbus) Aufgrund der Verkehrsführung auf der Vogelsangbrücke war die Linie ab August 2021 nur erschwert befahrbar. Mit den Ende Oktober 2021 getroffenen Maßnahmen wurde das Befahren der Einmündung von der Rampe für Obusse unmöglich gemacht. Nachdem dieser Zustand beseitigt wurde, verkehrten dennoch keine Obusse. Der elektrische Busbetrieb wurde am 24.04.2023 nach mehr als anderthalb Jahren wieder aufgenommen. Seit 23.05.2023 bedient gewöhnlich ab 19 Uhr ein Kleinbus die Linie 118.
gelegentlich teilelektrisch betriebene Linie (ab 2016 Betrieb mit Dieselbussen und IMC©-Batterie-Obussen): 113 Bhf. Esslingen - Zollberg - Berkheim und zurück von 17.05.2016 bis 08.2017 Fahrzeugbedarf: 2 Gelenk-Batterie-Trolleybusse, 2 Dieselbusse von 08.2017 bis 13.10.2017: drei Kurse (Gelenk-Batterie-Trolleybusse und/oder Dieselbus(se)) von 16.10.2017 bis 08.12.2017: vier Kurse (Gelenk-Batterie-Trolleybusse und/oder Dieselbus(se)) ab 11.12.2017: tagsüber drei Kurse (Gelenk-Batterie-Trolleybusse und/oder Dieselbus(se))
früher teilelektrisch betriebene Linien (Duo-Bus-Betrieb ab 09/1990, ab 01/2000 auch Dieselbusbetrieb*): * ab Juli 2005 E-Betrieb nur noch auf Teilstück Weilstraße-Nellinger Linde und Nellinger Linde-Pliensauturm möglich; Einsatz der wenigen verbliebenen Duo-Busse erfolgte praktisch nur im Dieselmodus. Ab 2007 nur noch Dieselbusbetrieb. Im März 2008 wurden die letzten Duo-Busse außer Dienst gestellt. 119 Bhf. Esslingen - Zollberg - Denkendorf und zurück 120 Bhf. Esslingen - Zollberg - Neuhausen (Wolfschlugen) und zurück (Die Linien 119 und 120 wurden bis 2015 im Auftrag der END betrieben)
statistische Daten des Fahrleitungsnetzes:
Wendeschleifen:
* bis Juli 2005 auch Linien 119, 120; am 25.03.2013 demontiert
Bauarten:
SSW-Kurvenschiene in der Wendeschleife Lerchenäcker (1961-Nov.1994)
Das Esslinger Fahrleitungsnetz wurde 1944 hauptsächlich mit SSW-Bauteilen errichtet. Die Streckenlänge betrug anfangs 7,026 km (zweispurig). Als 1952 der Betriebshof eine umfangreichere Fahrleitungsanlage erhielt, existierten SSW- und BBC-Aufhängungen (ebenso Weichen) in Esslingen. Mit dem Bau der Mettinger Wendeschleife in der Cannstatter Strasse (1973) kamen dann vollelastische Aufhängungen der Bauart K&M (Kummler & Matter, Zürich) hinzu. Ende 1994 wurde die Modernisierung der Fahrdrahtaufhängung abgeschlossen, so dass fortan eine artreine K&M-Anlage bestand. Danach wurden noch örtliche Korrekturen durchgeführt und kurze Abschnitte mit neuem Fahrdraht versehen.
K&M-Kurvenschiene mit Schrägpendelaufhängung (Lerchenäcker)
K&M-Kurvenschiene neuer Bauart mit Thermoplast-Isolatorhalter
K&M Fahrleitungskreuzung (Lerchenäcker)
Fahrdraht-Stoßverbinder älterer Bauart
Stromabnehmerschuh am Fahrzeug:
S+E Stromabnehmer, wie er noch bis Anfang der 90er-Jahre zum Einsatz kam
S+E Schleifkohleneinsatz
Schaltsignaltafeln und Geschwindigkeitssignale nach BOStrab:
Der Hinweis zur Höchstgeschwindigkeit 25 km/h befindet sich "pro forma" an jeder Oberleitungsweiche und -kreuzung. Schnellfahrweichen beispielsweise werden in Vorzugsrichtung von manchen Fahrern mit 25 km/h, von anderen aber auch mit 50 km/h ohne Stangenentgleisung befahren.
Signaltafeln an einer Oberleitungskreuzung
Elektro-Weichen: In Esslingen kommen heute ausschließlich Kummler & Matter E-Weichen der Bauart U88 (ab 1990) und Vorgängerbauarten (1986) zum Einsatz. Alle Weichen sind und waren in der Variante mit durchgehendem Fahrdraht ausgeführt. Für die Betriebsspannung der Zungenverstellmotoren kommt mittlerweile vorwiegend 24 V zum Einsatz (früher 600 V für Zungenverstellmagnete). Während früher so genannte symmetrische Weichen zum Einsatz kamen, sind heute nur noch Rechtsfahr- oder Linksfahrweichen vorhanden, die in Vorzugsrichtung keine Ablenkung der Stromabnehmer verursachen und daher relativ hohe Geschwindigkeiten ermöglichen. Symmetrische Weichen waren in der Schorndorfer Str. (SSW, 1961-1984) und in der Betriebsstrecke Friedrich-Ebert-Str. (Depot-Ausfahrweiche, BBC, 1952-1986) installiert. Weichen mit 10° Abzweigwinkel und geschaltetem Kreuzungselement (Schnellfahrweichen) ermöglichen auch in Abzweigrichtung hohe Geschwindigkeiten, die den Individualverkehr nicht beeinträchtigen.
Verschiedene Weichen-Verzweigungen aus einer Zeichnung der Siemens-Schuckert-Werke vom 10.07.1959 1961 wurde in der Schorndorfer Str. eine SSW-Weiche der Ausführung VI für die Verlängerung nach Lerchenäcker installiert
Das Stellen der Weichen geschieht über eine Induktionsspule, die sich am Ende der rechten Stromabnehmerstange befindet. Vor jeder E-Weiche ist oberhalb des Fahrdrahtes eine Antenne installiert, die die induzierte Spannung zur Steuereinheit weiterleitet. Die Frequenz der erzeugten Erregerspannung ist unterhalb 20 kHz. Die Signalübertragung ist bidirektional, so dass die aktuelle Stellung der Weiche der Steuerelektronik im Fahrzeug mitgeteilt wird. Früher mussten die Obusfahrer die Weichenstellung per Drucktaster aktivieren. Die Obusse, die ab 2002 beschafft wurden, steuern die Weichen automatisch linienabhängig. Die automatische Rückstellung geschah früher über induktive Geber (wird nur noch bei den Weichen im Betriebshof angewandt). Da die induktiven Rückstellgeber bei manchen Weichen nicht befriedigend funktionierten, wurden auch Versuche mit Kontaktgebern zur Rückstellung unternommen. Mittlerweile werden aufgrund höherer Betriebssicherheit alle linienmäßig befahrenen E-Weichen ohne automatische Rückstellung betrieben. Sie besitzen große LED-Anzeigen, die sich zusätzlich durch eine Blende besser vom Hintergrund abheben. Die Fahrer müssen das Signal immer beobachten, um Stangenentgleisungen bei Fehlstellungen vermeiden zu können. Im Zuge der Umrüstung auf rückstellungslosen Betrieb sind die Schnellfahrweichen mit Blasmagneten zur Funkenlöschung am Isolator vor dem Kreuzungsstück ausgestattet worden.
Antenne zur induktiven Weichensteuerung, Bahnhof Esslingen (bis 07/2005)
LED-Richtungsanzeige der Schnellfahrweiche Mettinger Straße
Früher wurden die Weichen entweder per Druckknopf an Schaltkästen, oder per Stellkontakt (fahrstromabhängig) bedient. Um diese Weichen sicher zu stellen, jedoch nicht zu sehr an Geschwindigkeit zuzunehmen, wurde früher oft gleichzeitig mittels Feststellbremse gebremst und "Strom gegeben". Um bei eingeschalteter Heizung und Kompressor ein unbeabsichtigtes Stellen der Weiche zu verhindern, musste ein Taster bzw. ein Lenksäulenhebel betätigt werden, um diese Verbraucher abzuschalten. Funktionsweise dieses Weichentyps: Prinzipschaltung einer Siemens-Weiche mit Stellkontakt Der Stellkontakt (S) ist innerhalb des Plus-Fahrdrahtes isoliert eingefügt, erhält jedoch dessen Potenzial abgesichert über F1 und die niederohmige Schützspule von K1 als auch über die Widerstandswendel am Stellkontakt. Passiert der Obus stromlos den Stellkontakt, wird das Gleichstromschütz K1 nicht erregt. Die Stellmagnete in der Weiche (W) erhalten keinen Stromstoß. Fährt der Obus mit eingeschalteten Verbrauchern (Heizung, Kompressor oder Fahrmotor), so fließt ein Teil des Stromes vom Plus-Fahrdraht über die Schützspule von K1 und über den Stellkontakt zu den Verbrauchern im Obus und zurück zum Minus-Fahrdraht. Überschreitet dieser Strom den Ansprechwert von 17 A (entspricht 10,2 kW), zieht das Schütz an. Dabei fallen über der Schützspule nur ca. 2 V ab. Über einen Druckknopf im Weichenschaltkasten ist das Schütz auch manuell schaltbar. Schaltet K1, so erhalten die Stellmagnete (im Schaltplan nur 1x dargestellt) über einen Vorwiderstand Spannung. Zum Bewegen der Weichenzungen reicht ein Stromstoß. Die Zungen werden in Abbiegestellung mechanisch verriegelt. Gleichzeitig schalten die Stellmagnete einen Umschaltkontakt, der die Richtungsanzeige umschaltet. Die Lampen erhalten ihr positives Potenzial ebenfalls abgesichert vom Weichenschaltkasten, das negative Potenzial über einen Vorwiderstand von 2 kOhm und über die Spulen der Stellmagnete. Die Rückstellung erfolgte bei diesem Weichentyp mechanisch nach Befahren der Weichenzungen in Abbiegerichtung (Rückzug der entriegelten Weichenzungen über Federn). Bei den in den 80er-Jahren erneuerten Stellkontaktweichen wurde der Stellkontakt im Minus-Fahrdraht (rechts in Fahrtrichtung) eingebaut. Die Rückstellung geschah elektrisch, ausgelöst durch einen induktiven Geber.
Siemens-Weichenschaltkasten für Weiche mit Stellkontakt (Neckarstraße, früher "Telegrafen-Amt") (in Betrieb 1958 bis 1986)
Die SSW-Weiche beim Telegrafen-Amt (Neckarstraße) entsprach der Ausführung II (Abzweigung nach rechts)
Aufstellung der E-Weichen (ohne Betriebshof):
Auf dem Gelände des Depots Bismarckstraße befand sich außerdem eine handgesteuerte Weiche (Drahtzug), die die Zufahrt zu den beiden links gelegenen Hallentoren ermöglichte.
Einlaufweichen: Die folgende Abbildung zeigt eine Kummler & Matter U99 10°-Einlaufweiche mit mechanisch beweglichen Kreuzungsstück (Doppelzunge) für höhere Fahrgeschwindigkeiten. Der Stromabnehmerschleifschuh wird dabei durchgehend über den Kohleneinsatz geführt. Die Seitenwangen des Schleifschuhs steuern die beweglichen Zungen und stellen somit automatischen den richtigen Fahrweg her. Es ist die einzige Einlaufweiche dieser Bauart in Esslingen. Alle anderen Einlaufweichen sind mit starren Kreuzungsstücken ausgestattet.
U99-Einlaufweiche mit beweglichem Kreuzungsstück (Neckarstraße)
Der Betriebshof: Der Betriebshof Heilbronner Straße befindet sich unweit des früheren Obusdepots, welches bereits 1912 die Esslinger Städtische Straßenbahn beherbergte. Der 30 Mio. DM kostende Neubau wurde Anfang 1987 gemeinsam mit Teilbereichen des städtischen Tiefbauamtes bezogen.
Das bereits geräumte Depot in der Plochinger Straße (Juni 1987) Foto: R. Maggi
Der neue Betriebshof in der Heilbronner Straße
Besonderheiten:
Duo-Bus 321 am 18.03.92 auf der Vogelsangbrücke
"Weltrekord für den Obus" lautete im April 1991 eine Pressemitteilung. Gemeint war die Distanz der Fahrleitungs-Abspannung von 98 Metern auf der Vogelsangbrücke über dem Neckar. Die Masten konnten aus statischen Gründen nicht im Fundament der Brücke gesetzt werden und mussten deshalb in wesentlich stärkerer Ausführung auf dem Grund gesetzt werden. Elektrisch befahren wurde dieser Streckenabschnitt ab November 1991 von den Linien 118, 119 und 120. Ab März 2005 konnten in stadtauswärtiger Richtung nur noch die Obusse der Linie 118 diesen Abschnitt befahren.
Eindrahthilfen: Eindrahttrichter und Hinweis zum Eindrahten Foto: R. Krüger
Eindrahttrichter (Lerchenäcker, 2010 demontiert)
Eindrahthilfe Oberer Eisbergweg, Zollberg Foto: O. Haug (06.03.2016)
Eindrahthilfe Oberer Eisbergweg, Zollberg Foto: M. Köppen (GA)
Eindrahthilfe Boßlerstraße, Zollberg Foto: M. Köppen (GA)
Seit Beginn des Obusbetriebes wurden in Esslingen dreiteilige Holzstangen zum Ein- und Abdrahten der Stromabnehmer benutzt. Obus 11 war nur versuchsweise kurzzeitig mit Trolley-Retrievern ausgestattet. Mit Beginn des Duo-Bus-Versuchsbetriebes wurde das vollautomatische Ein-/Ausdrahten (System Dornier) erprobt. Da sich dies nicht vollständig bewährte, wurde 1985 das halbautomatische Eindrahten mit Fahrleitungstrichtern eingeführt. Da auf manuelles Eindrahten nicht vollständig verzichtet werden konnte, befand sich in jedem Fahrzeug weiterhin eine Eindrahtstange. Ab 1988 wurden dafür umgebaute Teleskop-Erdungsstangen der Bundesbahn benutzt. Die ab 2002 gelieferten Niederflur-Gelenkobusse haben pneumatische Abzugsvorrichtungen von Kiepe. Eingedrahtet wird manuell mittels den Leinen, die am Ende der Trolleystangen befestigt sind. Seither entfallen die im Fahrzeug mitgeführten Eindrahtstangen. Die batteriegestützten Obusse (ab 2016 beschafft) können zudem halbautomatisch vom Fahrerplatz aus eingedrahtet werden. Die entlang der Linienstrecken montierten Eindrahttrichter des Duo-Bus-Betriebes wurden 2010 entfernt. 2011 wurden für eine Baustellenbefahrung (Schlachthausbrücke) vorübergehend wieder zwei Trichter installiert, um das manuelle Eindrahten zu erleichtern. Im Frühjahr 2013 kam nach Entfernen der Wendeschleife am Bahnhof Esslingen für kurze Zeit ein neuartiger Trichter für das manuelle Eindrahten der Obusse der Linie 118 zum Einsatz. Für den Betrieb von batteriegestützten Oberleitungsbussen auf den Linien 118 (Zollberg) und 113 (Berkheim) wurden 2016 wieder Eindrahttrichter entlang der Strecken montiert (Schwimmbad, Weilstraße, Nellinger Linde (2017 entfernt), Boßlerstraße, Oberer Eisbergweg). Weitere kamen auch für die Linie 101 sukzessive wieder dazu.
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