Der Obus- und Duo-Bus-Betrieb in Esslingen am Neckar

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Jahresübersicht 1995
1995   (nur Linien- und Überlandlinienfahrzeuge)

      

Typ  Anzahl  

Betriebsnummer 

Ø-Alter
        (Jahre)
Zweiachs-Obusse: 1   205, (22) 9,3
Gelenkobusse: 3   201, 203-204 10,3
Zweiachs-Dieselbusse: 19   010-012, 014-027, 060-061 5,3
DUO-Gelenkbusse: 19   310-316, 317-323, 324,  325-326, 327-328 5,2
total: 42      

 

  • Im Januar wurden die neuen O 405 GTD 327 und 328 in Betrieb genommen. Sie zeichnen sich durch hohe Zuverlässigkeit und absolute Geräuscharmut aus. Es sind zugleich die letzten O 405 GTD, die Mercedes-Benz produzierte. Der dieselelektrische Niederflur-Nachfolger O 405 GNTD ist allerdings erst 1996 für den Probebetrieb verfügbar.

  • DUO-Bus 307 verkehrte bis 2/95 im Elektrobetrieb und wurde zusammen mit Obus 202 am 3.4.95 per Bahn nach Wologda abtransportiert.

  • Im Mai wurden die Omnibusse 96 und 97 ausgemustert. Damit stehen beim SVE keine SL I - Linienbusse mehr im Dienst.

  • Nach der 1994 abgeschlossenen Tragwerkerneuerung wurde im Juni '95 ein kurzer Abschnitt in der Obertürkheimer Str. und im August der Abschnitt Friedrich-Ebert-Str. bis Einspeisung Schorndorfer Str. der Fahrdrahterneuerung unterzogen.

  • Nachdem im Mai die Endhaltestelle Bhf. Obertürkheim provisorisch mit einem Eindrahttrichter versehen wurde, der jedoch aufgrund der Fahrdrahtlage Probleme bereitete, und somit im Juni wieder entfernt wurde, ist Anfang September die Fahrleitung verlängert und die Aufhängung für die Anbringung eines neuen Trichters korrigiert worden. Gleichzeitig wurden die Haltestellen Schlachthaus (stadteinwärts) und Schelztor (stadtauswärts) nach Anpassung der Fahrleitung mit Eindrahttrichtern ausgestattet, so dass drei zusätzliche neue Eindraht- möglichkeiten im Speisebereich des Unterwerkes Mettingen entstanden sind.

  • Teilelektrischer DUO-Bus-Betrieb infolge Baustellen etc. wird trotzdem nicht realisiert. Ebenso wird der Trichter am Schelztor nicht angenommen, da das exakte Anfahren der Haltestelle schwierig ist, oder das Eindrahten schlichtweg "vergessen" wird.

  • Im Januar riss die Fahrleitungsaufhängung am Schelztor, im September in der Mettinger Str. (Schlachthausbrücke) und im November in der Plochinger Str. (Höhe Reutlinger Str.). In den letzten beiden Fällen wurde die Oberleitung erst am darauffolgenden Montag durch die GA instand gesetzt.

  • Im Oktober konnte der Probebetrieb der Fernwirkeinrichtung zur Steuerung (Abschaltung) der Unterwerke aufgenommen werden.

  • Die Fahrzeugausfälle der DUO-Busse fanden im Verlauf des Jahres 1995 ihren bisherigen Höhepunkt. "Nur Diesel"-Spitzenreiter waren die Fahrzeuge 318, 322, 323. Aber auch die Wagen 205, 311, 317, 319, 321 und 324 hatten lang andauernde Ausfälle im Elektrobetrieb. Der Grund für die Schwierigkeiten mit den Bussen 317-323 liegt in der fehlerhaften Wicklung der Hilfsbetriebe-Antriebsmotoren. Die Überarbeitung der Motoren war Ende 1995 abgeschlossen, so dass die o. g. Fahrzeuge zu diesem Zeitpunkt alle wieder elektrisch verkehren konnten. In dieser Hinsicht verspricht die "nur-Diesel"-Statistik 1996 interessant zu werden.

  • Lang anhaltende Frostperioden machen seit Anfang November eine fast tägliche Enteisung des Fahrdrahtes notwendig. Wagen 319 rückt hierzu schon gegen 21 Uhr aus. Obusbetrieb ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Eine Umrüstung von Enteiserwagen auf Linienwagen findet nicht mehr statt; vielmehr erhält 319 dauerhaft ein "nur Diesel"-Schild. Ein Verzicht des elektrischen Betriebes von Wagen 319 während der Frostperioden ist angesichts der Mehrkosten infolge der zwei 100%igen Antriebe und der zeitweise hohen Ausfallrate der DUO-Busse unverantwortlich.

  • Straßenbauarbeiten, Netzrevisionen und Fahrleitungsschäden hatten eine zumindest zeit- und teilweise Abschaltung des Obusnetzes der Linie 101 an mindestens 69 Tagen zur Folge.

Der Weiterbestand des Esslinger Obus-/DUO-Bus-Betriebes ist gefährdet. Angesichts des 11,5 Mio DM Defizits des SVE erhoben erstmals Gemeinderäte der CDU und SPD die Forderung nach mittelfristiger Umstellung auf Dieselbetrieb bzw. nach einem Gutachten, das die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge untersucht. Eine diesbezügliche Entscheidung wurde auf das Jahr 1996 verschoben. Der mögliche Spareffekt, der mit fünf Millionen DM jährlich beziffert wird, erscheint den Politikern gewichtiger, als die richtungsweisende Entscheidung, die sie selbst vor wenigen Jahren mit der Elektrifizierung des Zollbergs getroffen haben. Weiterhin gilt zu bedenken, dass durch die immensen Investitionen der letzten Jahre das Esslinger DUO-Bus-Netz zu den modernsten derzeit bestehenden Anlagen gehört. Es wäre töricht, kurz vor dem Durchbruch der dieselelektrischen Antriebsvariante in Verbindung mit der Niederflurtechnik den elektrischen Betrieb zugunsten herkömmlicher Dieselbusse mit verbesserter Abgasreinigung aufzugeben. Die Vorteile des DUO-Busses beschränken sich nicht nur auf die höhere Umweltverträglichkeit innerhalb des Stadtbereiches, sondern bieten zudem eine erhöhte Leistungsfähigkeit bei ungleich höherem Fahrkomfort. Die Erinnerungen an die vergangenen Erdölkrisen, während denen die Städte mit elektrisch betriebenem ÖPNV eindeutig im Vorteil waren, sollten nicht vergessen werden.

 

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