|
Am
Dienstag, den 11.06.2002 wurde der erste Wagen der neuesten Obusgeneration
offiziell an den städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) übergeben.
Zu diesem Termin fanden sich etwa 50 Gäste ein, darunter ca. 15
Mitarbeiter der SVE, außerdem Vertreter der Lieferunternehmen, Polizei,
Ordnungsamt sowie dem Gemeinderat, angeführt vom Oberbürgermeister Dr.
Zieger und dem Finanzbürgermeister Bertram Schiebel.
Der
Festbereich in der Halle wurde umsäumt von dem Duo-Bus 325, dem Obus 205,
dem Henschel-Museums Obus 22 und dem neuen Van Hool-Obus 210. Ein Buffet,
erstellt von einem SVE-Mitarbeiter, und eine Esslinger Getränkefirma sorgten
für das leibliche Wohl der Gäste. In
einer Ansprache begrüßte gegen 11.30 Uhr Herr Obenland (Werkleiter) die
Gäste. Er sprach als erstes dem Oberbürgermeister Dr. Zieger Dank für
die Unterstützung aus und lobte die Zusammenarbeit mit den Firmen, die
bei der Herstellung des neuen Obusses mitgewirkt haben. Namentlich nannte
er Herrn Arens von der Firma Kiepe sowie Herrn Geers von der Firma Van
Hool, die mit der SVE eine konstruktive und gute Zusammenarbeit durchgeführt
haben. Er dankte auch weiterhin seinem Mitarbeiter, Herrn Betriebsleiter
Veith für den unermüdlichen Einsatz und Tatendrang zur Realisierung des
Projektes. Anschließend
ging er auf die vier verschiedenen Fahrzeuge, die um den Festbereich
aufgestellt waren, ein. Als erstes erwähnte er den Wagen 22 aus dem
Baujahr 1962, der - wie z. B. bei den Einsätzen zum Stadtfest am
06.07.2002 zu erleben ist - keine Servolenkung besitzt. Als
weiteren Schritt in der Entwicklung von Obussen erwähnte er den Wagen
205, ebenfalls ein Soloobus, aus dem Baujahr 1986, ein Prototyp von
Mercedes-Benz, der bereits moderne Techniken beinhaltet. Als
Vertreter der zwischen 1988 und 1994 gelieferten Duo-Busse hob Herr
Obenland den Wagen 325 hervor. Auf Anregung der Fahrgäste erhielt er mehr
Helligkeit innen und neue Sitzpolster mit SVE-Motiven. Der 1993
ausgelieferte Duo-Bus ist einer der letzten vier gelieferten Duo-Busse.
Bei dem neu angelieferten Wagen wurden
insbesondere die Wünsche der Fahrgäste sowie des Fahrpersonals
umgesetzt. Für den Fahrgast hob Herr Obenland die Niederflurigkeit des
Wagens hervor, für Rollstuhlfahrer kann eine Rampe herausgeklappt werden.
Außerdem kann, sofern erforderlich, auch die Kneeling-Funktion betätigt
werden.
Mit
den vorhandenen 7 Citaros und 9 Obussen, die insgesamt ausgeliefert
werden, besteht Ende 2002 die Flotte aus 16 Niederflurfahrzeugen. Weitere
Fahrzeuge zur Erneuerung der insgesamt aus 40 Fahrzeugen bestehenden
Wagenparks der SVE werden in den kommenden Jahren folgen.
Besonders
hob Herr Obenland hervor, dass die neuen Fahrzeuge mit einer automatischen
Haltestellenansage ausgestattet werden. Hiermit werden auch ältere
Fahrzeuge nachgerüstet, so dass bis Ende 2002 24 Fahrzeuge diese
automatische Haltestellenansage erhalten werden.
 |
| Werkleiter Obenland bei der
Eröffnungsrede |
© J. Lehmann |
Anschließend
hielt der Oberbürgermeister Herr Dr. Zieger seine Rede:
Er
sprach an, dass es nicht lange her ist, dass der Verkehrsbetrieb ein geprügeltes
Kind gewesen sei. Untergangsszenarien wurden aufgespielt. Nun werden neue
Verkehrsmittel beschafft und der integrale Taktverkehr wird weiter
realisiert. Vor zwei Jahren war die Diskussion, den Obus als
„altmodisches Zeug“ abzuschaffen und abzureißen. Jedoch sprachen sich
klare Mehrheiten dagegen aus. Der Oberbürgermeister drückte seinen Stolz
aus, dass der Obus in Esslingen für Attraktivität und Service steht.
Wenn es nicht gelingt, ein leistungsfähiges System aufzustellen, sei die
Wirtschaft gefährdet. Auch freut er sich, dass zum Thema Umweltschutz im
luftaustauscharmen Neckartal dieser Schritt erreicht wurde. Bei Umstellung
auf Dieselbetrieb auf den Linien 101 und 118 werden erhebliche
Mehremissionen zu erwarten sein. Nicht zuletzt wird durch den Obus die
Wirtschaftlichkeit des SVE verbessert. Die SVE hätte das zweite
leistungsfähigste System im gesamten Bereich hinter Stuttgart. Da wäre
es erlaubt, auch teures Wagenmaterial zu beschaffen. Er erwähnte, dass
nach Inbetriebnahme der neuen Niederflur-Obusse insgesamt 16
Niederflurbusse vorhanden sind und somit ein besseres Angebot für die
Fahrgäste erreicht werden kann.
Zusätzlich
wird dazu der integrale Takt mit der S-Bahn sowie der Zentrale
Omnibusbahnhof für eine Aktualität des Nahverkehrs weiter sorgen. Die
Inbetriebnahme des ersten Niederflur-Obusses sei ein großer Beitrag
hierzu.
Der
Wagen im Werte von 553.000,-- Euro (davon werden 136.000 Euro vom Land
getragen) sollen das Stadtbild nun 25 Jahre oder länger bestimmen. Er wünscht
dem Fahrzeug eine möglichst unfallfreie Fahrzeit, und dass es in dieser
Zeit ständig mit 150 Mitfahrern gefüllt sei.
Anschließend
sprach der Finanzbürgermeister Herr Schiebel auch einen kurzen Dank an
alle Beteiligte aus und drückte seine Freude über die Inbetriebnahme des
neuen Wagens aus.
 |
| Obusse 22 und 210 in der Depothalle |
© J. Lehmann |
Herr
Weber, Geschäftsführer der Firma Kiepe, trug anschließend vor, dass der
Obus kein sterbender Schwan wäre, sondern ein zukunftsträchtiges Objekt.
Er sprach an, dass mehrere Städte an die Firma Kiepe herangetreten seien
und sich für die Einführung des Obusses interessierten.
Zur
Stunde der Feierlichkeit übergibt er an den Oberbürgermeister ein Bild,
und zwar das für den Prospekt Esslingen gezeichnete Werbebild im großen
Format. In einem kleineren Format erhielten auch die Herren Obenland und
Veith von der SVE dieses Bild.
Vor
und nach diesen Ansprachen konnte der Wagen in der Wagenhalle besichtigt
werden. Der komplett in der Grundfarbe weiß gehaltene Wagen erhielt
oberhalb der Fenster den roten und grünen Streifen, jedoch noch in den
traditionellen Farbtönen. Im unteren Bereich wurde Eigenwerbung für die
SVE aufgebracht. Hier kamen schon die etwas moderneren rötlich und grünen
Farbgebungen zur Ausführung.
Anschließend
wurde eine Probefahrt mit den Beteiligten durchgeführt. Hierfür übergab
die Firma Kiepe an die SVE symbolisch den Schlüssel des Fahrzeugs.
Insbesondere wies man während der Rückfahrt von Lerchenäcker auf die
automatische Haltestellenansage hin. Es war zu erfahren, dass jedoch noch
einige Arbeiten durch die Firmen Van Hool und Kiepe durchgeführt werden,
u. a. hört man beim Bremsen beim Differenzial eine Art von mechanischem
Brummen. Durch die sonstige Geräuscharmut des Fahrzeugs fällt dieses Geräusch
auf, auch das Quietschen des Gelenks wirkt nun störender. Einige
Interessierte konnten nach Rückkehr mit dem neuen Wagen 210 auf dem
Betriebshof noch eine Fahrt mit dem Museumswagen 22 vornehmen, die
ebenfalls nach Lerchenäcker führte, bedingt jedoch durch einen defekten
Weichenschalter erst über den Bahnhof zum Depot zurückführte. Gesteuert
wurde der Wagen von Markus Weinberg.
 |
|
Die Herren Schiebel,
Weber, Zieger und Obenland bei der Schlüsselübergabe |
© J. Lehmann |
 |
| Obus 210 am Endpunkt Lerchenäcker |
© J. Lehmann |
 |
| Obus 210 und Duo-Bus 315 |
© J. Lehmann |
In
einem Gespräch mit Herrn Geers, Firma Van Hool, erklärte dieser, dass am
10.06.2002 der erste Solinger und der siebte Salzburger um 16.00 Uhr
abfahrtbereit in der Firma Van Hool gestanden haben. Der Salzburger Wagen
müßte in dem Zeitraum zwischen 4.00 Uhr und 7.00 Uhr in Salzburg
angekommen sein. Dort wäre am 21.06.2002 eine Vorstellung geplant, indem
alle 10 Wagen aufgestellt werden, die sechs fahrbereiten davon werden dann
auf den Obuslinien erstmals eingesetzt. Am
Mittwoch, den 12.06.2002 wird das achte Fahrzeug, am Montag das neunte und
am Dienstag das zehnte und letzte Fahrzeug für 2002 nach Salzburg
ausgeliefert. Danach ist eine Woche Lieferruhe. In den zwei Wochen danach
ist die Auslieferung von je zwei Esslinger und in den zwei Wochen danach
jeweils zwei Solinger geplant, ehe die Werksferien beginnen. Bezüglich
der angeblichen Probleme mit den Achsen erklärte Herr Geers, dass vier
Achsen in Athen gebrochen waren. Danach erfolgte eine Untersuchung. Die
Vermutung lag nahe, dass eine mangelnde Wartung die Ursache hierfür wäre.
Für weitere Untersuchungen wartete man bisher vergeblich auf den fünften
Bruch.
Die
Esslinger Van Hool-Fahrzeuge sind aufgrund der Türanordnung und dem
Hilfsmotor baugleich zu den Solinger Fahrzeugen, nicht zu den Salzburger
Fahrzeugen, an die sich ja die Bestellung ursprünglich lehnte. Bei den
bisher fertigen Solingern und Esslinger Obussen wird noch die
Antriebswelle gegen ein Bauteil mit dickerem Durchmesser ausgetauscht, so dass stärkere
Geräusche erst ab 65 km/h auftreten. Die Konstruktion bei den Salzburger
Fahrzeugen ist anders als bei den Esslingern. Da der Motor weiter hinten
liegt, ist die Antriebswelle nicht so lang. Bei
der Inneneinrichtung traf Herr Veith für die SVE die Auswahl, die
selbstverständlich von den Solinger Fahrzeugen abwich. Die neuen
Gelenkobusse erhalten Sitze von der Firma Van Hool, jedoch ohne das
SVE-Motiv, wie in Wagen 325 zu sehen.
Mittlerweile
sind etwa 70 % der Fahrer geschult. Für die erste Linienfahrt wartet man
einerseits auf weitere Schulungen und auch auf die schriftliche
Genehmigung des Regierungspräsidenten. Diese wäre nach Angaben von Herrn
Obenland unterwegs.
Der
Bau des Anhängers macht weiter leichte Fortschritte. Es sind weitere Gläser
an den Seitenfronten eingebaut und die Schiebetüren erneuert worden.
Weiterhin fehlt jedoch das Glas vorn und hinten sowie die Innenverkleidung
und die Inneneinrichtung.
Nachdem
für die ersten fünf Neufahrzeuge fünf DUO-Busse (312-314, 316, 319)
verkauft werden, ist bis Ende des Jahres auch die Ausmusterung vom
Soloobus 205 geplant. Einige Kaufinteressenten bekundeten schon
schriftlich Interesse. Die Kosten des Fahrzeugs werden gemäß der
derzeitigen Kalkulation bei etwa 13.000,- Euro bis 15.000,- Euro liegen.
Herr Obenland würde ihn gern als zusätzliches Museumsfahrzeug behalten,
jedoch ist auf dem Betriebsgelände kein Platz hierfür vorhanden. |