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Esslinger
Zeitung 10.07.2001
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Ampeln bringen Busse auf die schnelle Spur
Ostfildern: Funksteuerung beflügelt den
119er in Nellingen - Schwachstellen in Denkendorf und auf dem Zollberg
Von Hans-Joachim Hirrlinger
Pünktlich um 9.40 Uhr steuert Markus Weinberg den langen Bus aus der Haltestelle. Der 119er geht in
Denkendorf auf Tour nach Esslingen. Wird er pünktlich an der Nellinger Stadtbahn und an der S-Bahn
in Esslingen ankommen? In Nellingen räumt das so genannte Busbeschleunigungssystem vor ihm die
Ampeln frei. Eine Testfahrt bestätigt: Es wirkt.
Ein halbes Jahr hat es gedauert, bis die Elektronik in Nellingen auf die Verkehrsverhältnisse und die
Bedürfnisse der Busse abgestimmt war. "Das ist ein sensibles System",
erläutert Günther Veith, Betriebsleiter des Städtischen Verkehrsbetriebes Esslingen (SVE).
"Das braucht einfach Zeit, bis es optimiert ist."
Wie funktioniert es? An der Haltestelle am Denkendorfer Schafhaus
passiert der 119er eine Funkbake, die seiner Antenne erklärt: Nach 500 Metem musst du ein Signal zur
Kreuzung der Ostumgehung Nellingen mit der L1200 aussenden. Die Ampelsteuerung schaltet dann die
Grünphase für den 119er zu. Veith zweifelt etwas, denn bisher hat's
dort noch gehakt. Aber als der Bus vor der Kreuzung auftaucht, kommt er ungehindert
durch.
Rund 15 000 Mark kostete die Installation pro Bus. 15 Busse rüstete
der SVE damit aus. Bezahlt wurde die Umrüstung aus dem Stadtbahn-Topf als Folge der neuen Strecke
nach Nellingen. 85 Prozent finanzierten Bund und Land, der Rest kam von der END, für die der SVE
die Linie nach Denkendorf fährt. Damit können die Fahrzeitenverluste durch den Umweg zur
Stadtbahn-Endhaltestelle in Nellingen ausgeglichen werden, sagt Veith.
"Sonst bringt es nichts. Dass damit ein Bus weniger gebraucht wird, ist
eine Illussion." Aber für Veith steht die Fahrplansicherheit an erster Stelle.
Auch am Ortseingang Nellingens: Eine Funkbake fordert zum Signal auf. Die Fußgängerampel und später die Ampel an der Einmündung
der Wilhelmstraße geben freie Fahrt durch die Denkendorfer und Esslinger Straße. Nur am Abzweig in die
Hindenburgstraße war der Bus nicht schnell genug: Da tilt das A über den rot-gelb-grünen Lichtern und
der Bus muss wie jedes Auto warten. "Das geht noch zu schnell", meint Veith, das müsse noch
geregelt werden. Aber am Abzweig in die Otto-Schuster-Straße hat das zusätzliche, etwas abgerückte Rotlicht
die Autos zurückgehalten, so dass der lange Bus ungehindert einbiegen kann. Fast alles hat wie im
Lehrbuch funktioniert, aber laut Fahrzeitenkontrolle ist der 119er trotzdem drei Minuten zu spät an der
Stadtbahn. Weinberg nimmt's gelassen: Das könnte auch ein Rechenfehler im Computer sein.
Wenig später kommt der Bus trotz eines hohen Verkehrsaufkommens wieder unbehindert aus der
Jahnstraße in die Esslinger Straße. Er hat vorher eine Rot-Ampel aktiviert.
"Ich hätte das System am liebsten überall", ist Veith voll des Lobes.
Doch an der Nellinger Linde hört es auf. Am Zollberg bestätigt sich, was
Weinberg schon in Nellingen vermutete: Der 119er liegt nur noch eine Minute hinter dem Fahrplan.
Mehr Gas? "Das können Sie sich abschminken", weist Weinberg das Ansinnen zurück: Kurvenreiche
Strecken in Denkendorf und am Zollberg, Tempo 50 und 30 in Nellingen - da ist mit Gas nicht viel zu
machen. In Esslingen gibt es zumindest ein über zehn Jahre altes System, das per Kontaktschleife an
mehreren Stellen Grünphasen für die Ampeln zuschaltet. Aber immer zu spät für freie Fahrt.
Der Bus muss erst halten.
Auf der Rückfahrt ein ähnliches Bild: Die Grünphase endet vor
dem Zollberg und beginnt erst wieder vor Nellingen. Inzwischen sitzt Ulrich Bäder am
Steuer. Er kennt eine zweite Schwachstelle der Busbeschleunigung: Wenn die Busse aus
der Otto-Schuster- in die Hindenburgstraße einbiegen, werden dort die Autos zu
kurz gestoppt. Das meldet Veith der SSB, dann wird das geregelt. Selbst an Fußgängerampeln
wie in Denkendorf könnte die Funksteuerung viel bringen, hofft Veith auf den Ausbau des
Systems. Zumindest die Ampel-Stopps könnten entfallen. Den Haupthindernissen ist
dagegen kein Signal gewachsen: Ein- und ausparkende Autos stoppen die Busse, auch
parkende Autos blockieren oft die Ortsdurchfahrten oder die Haltestellen.
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Esslinger
Zeitung 10.05.2001
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Vom Schrott- auf den Spielplatz
Esslingen (biz) - Es gibt Modelle des Jahrgangs 1955, die im zarten Alter von 45 eine ganz neue Karriere starten: Noch vor einem Jahr drohte einem Esslinger Obus-Oldie die totale Verschrottung. Mittlerweile polieren ihn Jugendliche des Beruflichen Ausbildungszentrums (BAZ) wieder auf. Wenn seine Räder auch nie mehr rollen werden, so wird er doch den Weg vom Reichenbacher Schrott- auf einen Esslinger Spielplatz schaffen.
Eine Hütte auf vier Rädern
ESSLINGEN: BAZ-Jugendliche rüsten ausrangierten Obus für Spielplatz um
Von Claudia Bitzer
Der Obus und seine Retter (von links):
Michael Gayer, Dirk Wissmann, Jochen Brasse, Sara Seybold, Slawa Arnt vom
BAZ, Obus-Experte Ronald Kiebler und die Spielplatz-Fachleute Bernd Junge,
Isabel Könekamp und Joachim Schuch
Es war keine Liebe auf den ersten Blick - schon eher das herbe Gefühl: "Schrott, lass nach!" Doch mittlerweile haben Sara Seybold, Dirk Wissmann, Michael Gayer und Slawa
Arnt eine Menge Spaß an der Schönheitskur für ihren Obus, Baujahr1955, der bis 1980 zwischen Obertürkheim und den Lerchenäckern pendelte. Das Quartett von Ausbilder Jochen Brasse gehört zu den zwei Teams
des Beruflichen Ausbildungszentrums (BAZ) in der Esslinger Urbanstraße, die derzeit auf dem Zeller Bauhof den maroden Oberleitungsbus mit dem Werbe-Schriftzug der Eßlinger Zeitung zur multifunktionalen Hütte auf vier Rädem für den Spielplatz am Bernhard-Denzel-Weg umrüsten. Anfang Juli muss der Bus dann nach St. Bernhardt
verfrachtet werden. Denn dann erwarten Joachim Schuch, Gemeinwesenarbeiter im Neubaugebiet Flandernstraße, Bernd Junge vom Grünflächenamt und Landschaftsarchitektin Isabel Könekamp 15 Jugendliche aus der ganzen Welt zu einem Workcamp auf der Baustelle: Zwischen dem Neubaugebiet Flandernstraße, dem Hochschulzentrum und der Grundschule St. Bernhardt entsteht nämlich derzeit einer der größten Spielplätze Esslingens. Für 435 000 Mark wird das in die Jahre gekommene Areal saniert und flächenmäßig aufgestockt - mit vorbildlichem Engagement von Eltern, Schulen, Technischem Hilfswerk und und
und...
Das BAZ greift jetzt mit der Bussanierung ein. Wie berichtet, drohte dem Obus noch im vergangenen Jahr die totale Verschrottung - bis die EZ über sein trauriges Dasein berichtete und man im Esslinger Grünflächenamt auf ihn aufmerksam wurde. Ein Tieflader hatte den
Oldie dann mit finanzieller Unterstützung der EZ vom Reichenbacher Schrottplatz nach Zell gekarrt, wo ihn die Jugendlichen seitdem aufmöbeln. Sie haben bereits alle maroden Verkleidungen herausgerissen und sind derzeit dabei, dafür stabile Alubleche zu verschrauben. Im Businneren wird eine kleine Werkstatt entstehen. Außerdem sollen dort künftig Spielgeräte Platz finden. Denn auch nach der Bauzeit wird der Bus auf dem Spielplatz stehen bleiben. Abschließbare Türen sollen dafür sorgen, dass er sich nicht abends zum unerwünschten Treff entwickelt. Und was bringt die Schufterei den BAZ-Teams? Bei Vorhaben wie diesen gehe es für die Jugendlichen ohne Berufsabschluss nicht nur um handwerkliche oder praktische Problemlösungen,
sondern auch um die Einhaltung von Arbeitszeiten und ums Durchhaltevermögen, erläutert Brasse. Jetzt haben seine Jungs und Mädchen aber auch mehr
Verständnis für Obus-Liebhaber Ronald Kiebler, der sich so für den Erhalt des Uralt-Gefährtes stark gemacht hatte
und der Gruppe mit Rat und Tat zur Seite steht.
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Die neue
Aluverkleidung muss sein, ist aber teuer. Deshalb würde sich das
Grünflächenamt noch über Sponsoren freuen. |
Fotos: Lahoti
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Esslinger
Zeitung 24.04.2001
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Mit einem Strommasten kollidiert
Esslingen (pol) - Verletzt wurde offenbar keiner, der Vorfall war dennoch folgenschwer und teuer: Wie die Polizei erst gestern mitteilte, ist es beim Esslinger Stadtteil Zollberg am Samstagabend zu einem Zusammenstoß zwischen einem Lastwagen und einem Strommasten gekommen. Ein 23-jähriger Mann aus Ostfildem war mit seinem Sattelzug auf der Zollbergstraße in Richtung Nellingen unterwegs, als er in einer Rechtskurve vor der Nellinger Linde aufgrund überhöhter Geschwindigkeit ins Schleudern kam. Im weiteren Verlauf prallte er gegen einen Strommasten und beschädigte dabei die Oberleitungen der
O-Bus-Verbindung. Ein zur Unfallzeit ebenfalls in Richtung Nellingen fahrendes Auto wurde durch herabfallende Teile in Mitleidenschaft gezogen. Der Städtische Verkehrsbetrieb musste zur Bergung des umgestürzten Mastens den Strom abschalten. Zur Bergung der Fahrzeuge und für die Dauer der Reparaturarbeiten an den Oberleitungen war die Zollbergstraße voll gesperrt. Der entstandene Sachschaden beträgt etwa 22.000 Mark.
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Esslinger
Zeitung 24.03.2001
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Akzeptanz für Buslinie
Esslingen (red) - Die neue Busverbindung zwischen Mettingen und Weil findet ein gutes Echo. Der Städtische Verkehrsbetrieb nimmt
das Angebot dauerhaft in seinen Fahrplan auf. Mehr als zehn Jahre hat sich Herbert Meurer im Bürgerausschuss Mettingen für die Linie
eingesetzt. Durch die Erfahrungen mit dem einjährigen Testlauf sieht er sich in der Einschätzung bestätigt, dass es für einen solchen Service einen Bedarf gibt. "Die Mühe hat sich gelohnt", sagt er und freut sich über den Beschluss des Werksausschusses, die Linie dauerhaft einzurichten. Zählungen haben ergeben, dass in den vergangenen Sommerferien pro Woche immerhin 273 Fahrgäste mit der Linie 102 nach
Weil und nach Mettingen gefahren sind. 80 von ihnen sind in Weil, 92 in Brühl zugestiegen. Die Zahlen für die Gegenrichtung bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau.
Höhere Zahlen ergeben sich in der Schulzeit. Vom 9. bis 14. Oktober verließen in Brühl und Mettingen insgesamt 538 Personen die Busse der Linie 102. Von ihnen waren 133
in Weil und 154 in Brühl zugestiegen. In der Gegenrichtung ergaben Zählungen etwas geringere Werte.
Die Kosten für das zusätzliche Angebot zwischen Mettingen, Brühl und Weil betragen jährlich 120 000 Mark. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat dem Städtischen Verkehrsbetrieb die Konzession für die Linie erteilt. Sie ist zunächst bis Mai 2006 befristet.
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Esslinger
Zeitung 02.02.2001
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Ende von Hoffnung und Vision
KREIS ESSLINGEN: Nur Stadtbahntrasse Echterdingen-Leinfelden realistisch
Von Christian Dörmann
Die Enttäuschung ist groß, doch sie kam nicht überraschend. Eine Stadtbahn-Verbindung zwischen
Esslingen und den Fildern ist nicht zu bezahlen. Daran ändert auch die Fortführung der Strecke von Nellingen aus bis zum Flughafen nichts - der für eine
Förderung durch Bund und Land maßgebliche Kosten-Nutzen-Indikator wird dadurch sogar
noch schlechter.
"Wir hatten Hoffnungen und Visionen, sie weichen der Enttäuschung." Landrat Heinz
Eininger gab damit gestern im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Esslinger
Kreistages die Stimmung aller Fraktionen wieder. Als "äußerst niederschmetternd"
empfand Kreisrätin Regina Schanz (Grüne) das Resultat eines Gutachtens, welches von den
Firmen Transit Consult GmbH aus Stuttgart und Intraplan Consult aus München im
Auftrag des Landkreises erarbeitet wurde. "Für die Mongolei etwa wäre mit einem solchen
Ergebnis zu rechnen gewesen, aber doch nicht im dicht besiedelten Kreis Esslingen." Die
Zweifel von Regina Schanz ändern aber nichts daran, dass für die untersuchten Trassen
viel zu wenig Fahrgäste prognostiziert werden. Und dies trotz weiterer Besiedelung, trotz
Messe und Filderbahnhof (die EZ berichtete bereits). Eine Ausnahme gibt es mit Blick auf eine andere Trasse, die von den Gutachtern unter die Lupe genommen wurde. Auf einer möglichen Strecke Leinfelden-Echterdingen-Stetten-Plattenhardt-Bonlanden erfüllt
immerhin der Abschnitt zwischen Leinfelden und Echterdingen die Bedingungen für eine bis zu 85-prozentige Förderung gemäß dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz.
Ein Kosten-Nutzen-Indikator von 1,0 muss mindestens erreicht werden, der Abschnitt
Leinfelden-Echterdingen bringt es auf 1,32. Zwar fehlen noch vertiefende Untersuchungen, doch gab CDU-Kreisrat und Esslingens Erster Bürgermeister Udo Goldmann gestern der Stadt Leinfelden-Echterdingen den Rat, sie möge die Chance für eine Verlängerung der U5 nutzen.
Das hieße dann freilich "Kommando zurück", denn vor etwa 15 Jahren gab es bereits eine Schienenverbindung zwischen Echterdingen und Leinfelden.
Eine weitere gutachterlich untersuchte Trasse scheitert ebenfalls am zu geringen Fahrgastaufkommen. Gemeint ist der Korridor Filderstadt/Flughafen-Nürtingen.
So ernüchternd die Ergebnisse vor allem für die Schienenverbindung zwischen Esslingen und Nellingen sind - sie wären ein Muster ohne jeglichen Wert, wenn nicht zumindest
die Trassen in den Flächennutzungsplänen für die Zukunft gesichert würden. Dies wird laut Udo Goldmann in Esslingen getan, überdies setzt der Bürgermeister auf den Einfluss der Region für eine übergeordnete Planung und Trassensicherung im gesamten Untersuchungsgebiet.
Nachdem im September 2000 der Stadtbahnbetrieb zwischen Nellingen und Stuttgart aufgenommen
wurde, hat sich die Orientierung des Filderraums in Richtung Landeshauptstadt weiter verstärkt. Eine Entwicklung, die von Esslinger Handel, Wirtschaft, Verwaltung und Politik gleichermaßen mit Sorge verfolgt wird. Um dem Trend etwas entgegen zu setzen, bleibt nach Einschätzung der Gutachter kurzfristig nur eine Verbesserung des Busverkehrs auf der Achse Esslingen-Flughafen. Das betrifft vor allem die Linie 122 mit einer möglichen
Weiterführung bis Stuttgart-Plieningen.
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